Das Thema zum 32. MMK

ERFINDERGEIST UND UNTERNEHMERTUM

Die deutsche Wirtschaft benötigt dringend neue Impulse, um die aktuelle konjunkturelle Stagnation zu überwinden. Das Münchner Management Kolloquium setzt sich beim nächsten Wirtschaftskongress am 11. und 12. März 2025 mit neuen Perspektiven für Wachstum und Wandel auseinander. Führende Unternehmensleiter und renommierte Forscher werden gemeinsam erfolgversprechende Lösungsansätze zur Förderung von Erfindergeist und Unternehmertum diskutieren.

Warum den Wandel vorantreiben?

Es ist unstrittig, dass Wachstum einen kontinuierlichen Wandel in Forschung, Praxis und Politik erfordert. Unvorhergesehene Ereignisse wie die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg und neue Handelsbarrieren verdeutlichen die potenziell rasante Geschwindigkeit dieses Wandels.

Der Wandel hat einen immensen Einfluss auf die Art wie wir arbeiten. In der Coronazeit haben wir gelernt, dass das Arbeiten im Homeoffice nicht zu Effizienzverlusten führen muss. Im Gegenteil, globale Wertschöpfungsketten können ohne große Reiseintensität effektiv gesteuert werden. Der Veränderungsdruck wird auch durch neue Technologien, insbesondere Informations- und Kommunikationstechnologien, verstärkt. Im Jahr 1985 waren die ersten Mobiltelefone eine Revolution. Sie waren zuweilen noch im Auto eingebaut. Das Mobiltelefon ermöglichte auch auf Geschäftsreisen die Firma und die Familie zu kontaktieren, auch über 1 bis 2 Stunden am Tag. Im Jahr 2024 ist eine unendliche Kommunikationsdichte gegeben. Die Erreichbarkeit wird über die verschiedensten Kanäle rund um die Uhr aufrechterhalten. Der Fortschritt wirkt sich aber nicht nur auf die Produktivität der Zusammenarbeit aus, sondern auch auf die persönlichen Einstellungen der Menschen. Die Grenze zwischen Familie und Arbeit verschwimmt.

Wir befinden uns in einer neuen Welt der Kommunikation und mit dem Einzug der KI in die Mobiltelefone wird sie sich noch weiter wandeln.

Die veränderte Einstellung der Menschen zur Arbeit trifft zunehmend und regelmäßig auf wirtschaftlichen Verwerfungen, wie Verknappungen von Rohstoffen, Kapazitätsausfälle oder plötzliche Marktverschiebungen auf der Angebots- und Nachfrageseite. Die Folge sind Verunsicherungen und Ängste und auf Unternehmensebene eine von Zögern und Zweifeln geprägte Abwartehaltung. Zweifellos trägt die Politik durch sprunghafte und wenig kohärente Entscheidungen zu dieser Verunsicherung bei, muss aber auch viele Aspekte abwägen und vielfältige Interessen berücksichtigen. Gerade mit diesem Verständnis wäre es notwendig, die Hintergründe vieler Entscheidungen für die Menschen besser nachvollziehbar zu machen, damit Erfindergeist und Unternehmertum wieder Einzug halten.

Warum weiter nach Wachstum streben?

Die Herausforderung, unsere Ressourcen für künftige Generationen zu schonen, wirft zuweilen die Frage auf, ob es richtig ist, in der gegenwärtigen Weltlage überhaupt weiter nach Wachstum zu streben. Zunächst ist festzustellen, dass die Nachfrage und die Bedürfnisse der Kunden nach Gütern und Dienstleistungen bei weitem noch nicht befriedigt sind und bei dem heutigen Wohlstand auch bezahlt werden können. Produkte veralten und müssen erneuert werden. Die Wertschöpfung im eigenen Land zu halten, damit auch der Wohlstand erhalten bleibt und die Einhaltung ökologischer und ökonomischer Standards kontrolliert werden kann, ist eine zentrale Antwort auf die entscheidenden Fragen der Nachhaltigkeit.

Die Herausforderungen des ökologischen Umbaus der Wirtschaft und des demografischen Wandels können nur durch Wachstum bewältigt werden, um eine ökologische Wirtschaftform Made-in-Germany zum Exportschlager zu machen. Gleichzeitig brauchen die Unternehmen die Chance, ihre Wettbewerbsposition nicht nur zu halten, sondern auszubauen. Jeder Konkurrent, der schneller wächst, ist eine große Bedrohung. Wachstum ist zwar dringend notwendig, wird sich aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit nicht von selbst einstellen.

Perspektiven der Transformation

Wandel schafft Wachstumsimpulse und muss im richtigen Zielkorridor gemanagt werden. Jedoch, in welchen Bereichen der Unternehmen muss die Transformation forciert werden?

  • Umgestaltung des Portfolios: Unternehmen müssen nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Diese müssen den neuesten Vorschriften in Bezug auf Lieferketten und Reparaturfähigkeit entsprechen und zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft beitragen.

  • Simplizität als Wachstumstreiber: Im Leistungsversprechen ist Simplizität ein entscheidender Faktor. Die zunehmende Komplexität der Umwelt lässt den Wunsch nach Vereinfachung immer wichtiger werden, insbesondere bei der Planung und Nutzung der erworbenen Produkte und Dienstleistungen. Unternehmen müssen den gesamten Produktlebenszyklus neu bewerten und intuitive Schnittstellen zum Kunden schaffen.

  • Neues Qualitätsversprechen: Qualität ist ein bedeutender Wachstumstreiber, da sie ein neues Wertversprechen und einen neuen Fokus für den Kunden beim Verkauf von Produkten und Dienstleistungen schafft. Voraussetzung ist jedoch eine Stärkung des Qualitätsmanagements und eine gesamtgesellschaftliche Fokussierung, wie sie beispielsweise durch nationale Qualitätspreise erreicht wird.

  • Geschwindigkeit als Wettbewerbsfaktor: Die Unsicherheit im Umfeld führt zu kürzeren Planungszyklen und erhöht den Bedarf an kurzen Lieferzeiten. Schnelle Verfügbarkeit kann auch zur Vereinfachung des Kaufprozesses aus Kundensicht beitragen.

  • Durchbruch der KI: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der industriellen Wertschöpfung eröffnet neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Produktionssystemen und Wertschöpfungsketten. Effizienz und Flexibilität profitieren von einem hohen digitalen Reifegrad und einer hohen Prognosegenauigkeit mit Frühwarnsystemen, die sich mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit verknüpfen lassen.
  • Demokratisierung von Geschäftsmodellen: Digitale Produkte, Dienstleistungen und Wertschöpfungsketten können zur Demokratisierung von Geschäftsmodellen beitragen. Der Aufbau neuer Geschäftsfelder kann mit neuen Technologien in Wochen statt Jahren erfolgen und jederzeit von jedem Mitarbeiter initiiert werden. Ein Beispiel hierfür ist Low-Coding.

Der Transformationsbedarf für Unternehmen in unsicheren Zeiten ist hoch. Dies gilt jedoch auch für die daraus resultierenden wirtschaftlichen Potenziale. Die Umsetzung ist kein Selbstläufer, wie das Scheitern vieler ehemals erfolgreicher Unternehmen mahnend zeigt.

Warum ist der Transformationsprozess zum Wandel und Wachstum so schwierig?

Unternehmen können an vielen Herausforderungen scheitern, wenn sie diese unterschätzen und falsch angehen. In der Marktwirtschaft ist es das oberste Ziel, die internationale Konkurrenz zu übertreffen – Das bedeutet Outspeeding und Outperformen. Dies muss trotz eines unsicheren Umfelds geschehen, zum Beispiel treffen viele digitale Ambitionen von Unternehmen auf zunehmende Regulierung. Daher müssen die richtigen Investitionen entlang einer Transformationsroadmap getätigt werden. Neben dem damit verbundenen Bedarf an finanziellen und technologischen Ressourcen sind es vor allem organisatorische Herausforderungen, die Unternehmen bewältigen müssen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten. Sie erfordert Verhaltensänderungen.

  • Es beginnt damit, die eigene Zeit und das eigene Budget richtig einzuteilen und sich auf den Weg zu machen. Es muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, einen Weg, der sich als Sackgasse erweist, zu verlassen und neue Wege zu suchen. Gerade in Transformationsprozessen gilt es, die Schwarm- oder Gruppenintelligenz zu nutzen. Dies erfordert neue Organisationsformen wie agile Teams oder Sprints.

  • Die erhöhte Intensität des Controllings mit neuen Technologien schafft Transparenz. Transparenz kann aber auch Angst auslösen. Sie trifft auf unterschiedliche persönliche Einstellungen, die nicht nur die Work-Life-Balance betreffen, sondern auch die Notwendigkeit des ständigen Lernens. Diese Lernprozesse werden von 2 großen Variablen gesteuert: Druck von außen und Einsicht. Die Sensibilität gegenüber dem Druck, der von den Führungskräften ausgeübt wird, kann sehr unterschiedlich sein. Einsicht hingegen ist ein langwieriger Prozess, der von der Sinnhaftigkeit solcher Veränderungen abhängt. Unternehmen müssen sicherstellen, dass es eine Übereinstimmung zwischen dem persönlichen Purpose und dem Purpose der Organisation gibt, die den Wandel unterstützt.

  • Die alte ökonomische Einsicht, dass Produkte nur so gut sein dürfen, wie der Markt sie verlangt, muss Tribut gezollt werden. Unternehmen können auch dann erfolgreich sein, wenn sie unfertige Produkte am Markt testen und weiterentwickeln. „One size fits all”-Ansätze sind dagegen in der Regel nicht zielführend.

  • Die Ressourcen müssen in ein umsetzbares Rahmenkorsett gepackt werden. Dazu gehört der Aufbau von Kompetenzen, die Einbindung und Motivation von Mitarbeitern, aber auch neue Partnerschaften mit externen Unternehmen, die auch Konkurrenten sein können. Fallbeispiele zeigen, dass Netzwerke besser mit Gegenwind umgehen, ihr Geschäft skalieren und resilienter gegenüber Rückschlägen sind.

Ermutigend ist, dass es in Deutschland und Europa immer wieder Pioniere gibt, die weltweit Maßstäbe setzen und von denen man lernen kann.

Erfahrungsaustausch der Lösungen auf dem MMK 2025

Auf dem 32. MMK vom 11. bis 12. März 2025 präsentieren und diskutieren Top-Manager und Führungskräfte führender Unternehmen aktuelle Perspektiven und branchenübergreifende Best-In-Class Lösungsansätze für Wachstum und Transformation. Ein Auszug der diskutierten Fragestellungen:

  • Wie sehen nachhaltige Kooperationsmodelle zur Bewerkstelligung des Wandels aus? Unternehmen können angesichts der Komplexität der Welt nicht mehr alle Kompetenzen selbst bereitsstellen und gleichzeitig der erforderlichen Grad der Resilienz aufrechterhalten. Die Partnerschaften in den Ökosystemen müssen gestärkt und auch Wettbewerber eingebunden werden.

  • Wie baue ich externe Innovation in meine eigene Wertkette ein? Es braucht also auch Innovationen externer Kompetenzträger. Doch wie werden Entwicklung und Einkauf darauf vorbereitet, dass die nun outgesourct werden. Neben den strategischen Fragestellungen rund um die Abhängigkeit von anderen Unternehmen stellen sich auch operative Fragestellungen, wie stark die Innovation spezifiziert werden soll und wie der Einkauf externe Innovationen bewerten kann.

  • Wie sichere ich Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit? Es handelt sich hier um eine der wichtigen Leitfragen, deren Antwort sowohl im Leistungsversprechen liegen als auch in der Gestaltung skalierbarer Lieferketten.

  • Wie können Unternehmen durch neue Wertversprechen wachsen? Es braucht eine weitere Servitization der Produkte, die in Form von Simplification dem Kunden auf vielen Ebenen Mehrwert bringt. Es muss eine neue Basis zur Differenzierung vom Wettbewerb geschaffen werden.

Die Veranstaltung liefert im Dialog zwischen Forschung und Praxis Antworten und Impulse für mehr Erfindergeist und Unternehmertum. Top-Manager, Führungs- und Nachwuchskräfte sind eingeladen, zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Die dabei entstehende Vernetzung ist ein wichtiger Baustein für Veränderung und gemeinsames Wachstum.

Von Machern. Für Macher.

Weiterführende Informationen zum Thema und den angesprochenen Herausforderungen
erhalten Sie auf der Website der TUM sowie der Unternehmensberatung TCW:

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