MMK Heilbronn - 02. Dez 2025
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Das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung: Wie erreichen Unternehmen das 1,5°-Klimaziel?

In meiner ersten Anstellung als Ingenieur in der Autoindustrie wurde ich damit konfrontiert, an vielen Arbeitsplätzen mit der Stoppuhr in der Hand die Haupt-, Neben- und Verteilzeiten aufzunehmen und die Arbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Die Mitarbeiter mussten dann im Akkord arbeiten und die Norm schaffen.

In der Auseinandersetzung mit der japanischen Autoindustrie bin ich dann auf das Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung gestoßen. Jeder Mitarbeiter in der japanischen Autoindustrie hatte die Pflicht, an seinem Arbeitsplatz beständig kleine Verbesserungen vorzunehmen. Die Methoden waren nicht neu, sie waren uns allen bekannt, nur das Prinzip ist angesichts der Systeme der Stoppuhr über REFA und der Systeme vorbestimmter Zeiten in der europäischen und amerikanischen Industrie nicht angewandt worden. Wir adaptierten diese kontinuierlichen Verbesserungen sehr schnell und erreichten Produktivitätszuwächse zwischen 5 und 8 % p. a. – und das kontinuierlich über Jahre. Die Systeme pendelten sich aber nach einiger Zeit ein und man brauchte immer neue Impulse, die durch Prozess- oder Produktinnovationen von Ingenieuren eingesteuert werden mussten.

Jetzt beobachte ich, dass die kontinuierliche Verbesserung zur Erreichung des 1,5°‑Klimaziels angewandt wird. Seit Jahren sehe ich, dass Unternehmen in Projekten Nachhaltigkeitsprozesse in Scope 1, 2 oder 3 starten, um diese Zielanspannung, die meistens durch Verordnungen und Gesetze vorgegeben werden, zu erreichen. Die Maßnahmen sind identisch mit dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung. Dies gilt insbesondere bei den Maßnahmen, die von Unternehmen selbst beeinflusst werden. Dies sind 40 bis 60 % des CO2‑Fußabdrucks.

So erzählte uns Herr Johann Soder, COO von SEW-Eurodrive, dass er bereits vor einiger Zeit seine Führungskräfte zu einem sonntäglichen Frühstück in die Fabrik einlud, um ihnen bei dieser Gelegenheit den Stromverbrauch bei geschlossener Fabrik vor Augen zu führen. Seine Aufforderung den Strom abzustellen, führte nicht nur dazu, die Software zum Hochfahren der Maschinen zu verbessern, sondern auch neue Anfahrstrategien für die Maschinen zu entwickeln. Diese Aktivitäten führten zur erheblichen Energieeinsparungen und auch einer höheren Verfügbarkeit des hochautomatisierten Maschinenparks. Herr Soder wird auch zu diesen Themen im unserem Münchner Management Kolloquium am 5. und 6. März 2024 Stellung nehmen.

Unternehmen aus Unterschiedlichen Branchen zeigen, wie Nachhaltigkeitsprojekte effizient umgesetzt werden:

Maschinenbau
Stefan Klebert, Vorstandsvorsitzender, GEA Group
Vortragstitel: „Vorreiter im Klimaschutz: GEAs Plan für Net Zero bis 2040“

Gesundheit
Dr. Bernd Montag, CEO, Siemens Healthineers AG
Vortragstitel: „Nachhaltigkeit als Purpose: Warum Klima- und Gesundheitsschutz zusammengehören“

Prozessindustrie
Dr. Norman Goldberg, CEO, tesa SE
Vortragstitel: „Co-Creation zur Beschleunigung von nachhaltigen Produktinnovationen und Technologietransformationen“

Luftfahrtindustrie
Dr. Sabine Klauke, CTO, Airbus
Vortragstitel: Kollaborative Transformation: Luftfahrt auf dem Weg zur Dekarbonisierung“

Baustoffindustrie
Dr. Uwe Knotzer, Geschäftsführender Gesellschafter, Knauf KG
Vortragstitel: Knauf – der Weg zu unseren Nachhaltigkeitszielen“

Chemie
Dr. Christian Hartel, Vorsitzender des Vorstands, Wacker Chemie AG
Vortragstitel: Transformation zur Klimaneutralität – Chancen und Herausforderungen“

Die Fallstudien zeigen: Um das 1,5 %-Ziel zu erreichen sind…

Die Verteilung der Maßnahmen ist in der folgenden Grafik anhand einer realen Fallstudie dargestellt.

Der KVP-Prozess gibt auch dem Management Sicherheit, dass die CO2-Ziele in den angestrebten Zahlen erreicht werden.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Horst Wildemann ist Professor an der TU München und leitet die Unternehmensberatung TCW. Am 5. und 6. März 2024 veranstaltet er zum 31. Mal das Münchner Management Kolloquium mit über 80 Referierenden aus führenden Unternehmen